Beim Wettbewerb für den Neubau des Rathauses in Straelen haben wir in Zusammenarbeit mit club L94 Landschaftsarchitekten den 1. Preis gewonnen! Wir freuen uns, die Bauaufgabe in unserer Heimatstadt realisieren zu dürfen!

Das im Jahr 1969 nach einem Wettbewerbserfolg des Straelener Architekten Hubert van Ooyen erbaute und in den Folgejahren mehrfach erweiterte Rathaus der Stadt Straelen genügt in vielerlei Hinsicht weder den heutigen organisatorischen noch den energetischen Anforderungen an ein Verwaltungsgebäude. Vor diesem Hintergrund wurde 2021 durch den Rat der Stadt der Beschluss zum Neubau eines Rathauses gefasst.

Um den CO2-Fußabdruck der Baumaßnahme entscheidend zu reduzieren, Ressourcen zu schonen und Abfallmengen zu minimieren, steht im Zentrum unseres Entwurfs der Erhalt von Bausubstanz und damit die Nutzung der darin gespeicherten Grauen Energie. Dieser Ansatz ist aus unserer Sicht deshalb so bedeutend, da wir langfristig keinen Mangel an Energie, sondern an Rohstoffen haben und die Bauwirtschaft als deren größter Verbraucher in der Verantwortung steht.

Nach dem Rückbau eingeschossiger Anbauten, Nebengebäuden, der Aufstockung und des Ratssaaltraktes verbleibt der dreigeschossige, unterkellerte Verwaltungstrakt als Ausgangspunkt des Planungskonzepts.
Zur Deckung des Raumbedarfs wird der verbleibende Baukörper dreigeschossig entlang des Ostwalls in Richtung Innenstadt erweitert. Dabei nimmt der neue, im Stadtraum wahrnehmbare Ratssaal die Fluchten des Südwalls und der Rathausstraße auf und schließt dort städtebaulich an die vorhandene Bebauung an. Zwischen Altbau und Neubau entsteht ein überdachter, lichtdurchfluteter Innenraum, der sich zum Eingang hin aufweitet. Der bestehende Verwaltungstrakt verschmilzt mit dem neuen Erweiterungsbau zu einer funktionalen und gestalterischen Einheit, die klare städtebauliche Räume definiert

Das Rathaus wird stadtseitig über den vorgelagerten Rathausplatz, der sich in Verlängerung des Südwalls bis zum Haupteingang erstreckt, und parkplatzseitig über den Nebeneingang erschlossen. Beide Eingänge münden im Bereich des Empfangs im Foyer, dem zentralen und von Galerien gesäumten Herzstück des Gebäudes.
Die vornehmlich für die Verwaltungsmitarbeiter*innen reservierten Obergeschosse werden über ein bestehendes und ein neu hinzu gefügtes Treppenhaus sowie über eine verglaste Aufzugsanlage erschlossen. Brücken überspannen den Luftraum und bieten neben kurzen Wegen unterschiedliche Einblicke in das Foyer. Die raumhoch verglasten Flurtrennwände schaffen nicht nur eine offene und moderne Arbeitsatmosphäre sondern bieten auch die heute notwendige Flexibilität und Anpassungsfähigkeit.

Auch wenn aktuell Holzkonstruktionen als Inbegriff nachhaltigen Bauens gelten, schlagen wir für den Erweiterungsbau eine Stahlbetonskelettkonstruktion vor. Zum Einen ist der Baustoff Holz örtlich nicht im ausreichenden Maß verfügbar, zum Anderen berücksichtigt die gewählte Konstruktion die in der Region verbreiteten handwerklichen Fähigkeiten.
Bei der Betonherstellung empfehlen wir statt Zugschlagstoffe wie Kies und Sand, die in vielen Regionen zur Neige gehen, rezyklierte Zuschläge aus gebrochenem und gemahlenem Abbruchbeton zu nutzen. Ob diese direkt vor Ort aus dem Teil-Rückbau des Rathauses gewonnen werden können, ist zu untersuchen. Darüber hinaus findet ein CO2 reduzierter Zement Verwendung.
Um die eingesetzten Materialien nach dem Ende der Nutzungszeit wieder dem Stoffkreislauf zuführen zu können, werden diese im Rahmen eines Circular Engineerings geprüft. Auf den Einsatz von Verbundbaustoffen und Verklebungen wird zum Beispiel durch den Einsatz von Klettsystemen verzichtet.
Die in einem Raster von 1,25 m gestaltete, mit ortstypischem Klinker bekleidete Fassade bietet bei geringem Unterhaltungsaufwand in Verbindung mit den nichttragenden Raum- und Flurtrennwänden Flexibilität für zukünftige Veränderungen. Schlanke, opak gestaltete Öffnungsflügel mit geringer Einschlagtiefe in den Raum schaffen ein ausgewogenes Verhältnis zwischen verglaster und geschlossener Fassadenfläche und ermöglichen eine natürliche Raumbelüftung. Die niedrige Brüstungshöhe der Fensterbänder schafft einen angenehmen Außenbezug. Bei Bedarf kann der Einblick in die Büros mit Vorhängen oder durch Aufbringen einer Folie auf die verglasten Flurtrennwände eingeschränkt werden. An den Decken in Teilbereichen angebrachte Holzwolle-Leichtbauplatten sorgen in Verbindung mit einem robusten, feinstaubbindendem Teppichboden für eine angenehme Raumakustik. Die technische Versorgung der Arbeitsplätze wird durch Brüstungskanäle sicher gestellt.
Neben einer hohen Qualität der Gebäudehülle umfasst das Nachhaltigkeitskonzept eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen, die sich sinnvoll ergänzen. Dabei soll der Einsatz technischer Anlagen auf das Notwendige beschränkt werden. So ermöglichen beispielsweise Fensterfalzlüfter in Verbindung mit der geplanten Lüftungsanlage unter Nutzung der thermischen Speichermasse der Betonkonstruktion in den Nächten der warmen Monate die Auskühlung des Bauwerks. Die von einer Wärmepumpe erzeugte Wärme bzw. Kälte wird den Räumen effizient über den Fußboden zugeführt.
Weitere Bestandteile des Nachhaltigkeitskonzeptes sind unter anderem eine LED Beleuchtung mit Präsenzmeldung und Tageslichtsteuerung, ein außenliegender Sonnenschutz mit Tageslichttransportelement, eine Lüftungsanlage mit effizienten Elektromotoren und hohem Wärmerückgewinnungsgrad, eine auf dem Dach installierte Fotovoltaikanlage, eine Dachbegrünung und die Versickerung von Regenwasser insbesondere im Bereich des Rathausgartens und der geplanten Stellplatzanlage. Die Baufolgekosten werden durch den Einsatz robuster Materialien wie Klinker oder Glas auf ein Minimum reduziert.
Die Stadt Straelen informiert über den Wettbewerb auf den nachfolgend genannten Seiten:
https://www.straelen.de/bauen-wirtschaft/integriertes-handlungskonzept-straelen-2022/rathausneubau/
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Neubau, Rathaus, Straelen